Samstag, 22. November 2014

Herbst in Seoul.

Hallo ihr Lieben!

Es ist schon Ende November und in weniger als 9 Wochen komme ich dann auch schon wieder nach Hause! Wuhu! Ich freu' mich schon sehr. Aber solange ich noch hier bin genieße ich den koreanischen Herbst, so gut es geht. Der Herbst dieses Jahr in Seoul ist so ein Herbst, wie wir uns ihn jedes Jahr in Deutschland wuenschen: Kaum Regen, fast jeden Tag strahlenden Sonnenschein, wenig bis viel Wind und traumhaft schön gefärbte Blätter in ganzen Gelb-Orange-Rotem Farbspektrum. Während bei uns die Blätter meist gelb werden und dann ganz schnell braun gibt es hier extrem viele Bäume die tiefrote oder sonnengelbe Blätter bekommen! Ich erfreue mich schon den ganzen November an der Farbpracht und habe ein paar Bilder für euch geschossen :)

Ausblick von meinem Fenster aus:



Ein paar Schnappschüsse vom Campus aus mit meinem Handy:






Die letzten zwei Wochen ist es dann auch recht kalt geworden, besonders sobald die Sonne untergeht! Da die Sonne immer noch sehr viel scheint am Tage ist es recht angenehm aber sobald es dunkel wird sinkt die Temperatur extrem und wir haben nur noch 3°C. Das war teilweise etwas problematisch wenn ich den ganzen Tag unterwegs bin... entweder tagsueber schwitzen oder in der Nacht frieren. So einen richtigen Kompromiss gibt es nicht. Durch die Kaelte bin ich leider in die Versuchung gekommen und habe mir eine neue Winterjacke gekauft (Gut dass ich meine dicke Winterjacke aus Deutschland mitgeschleppt habe!! .......) Aber konnte ja keiner ahnen, dass die Jacken in Korea so guenstig sind! Es gibt außerdem viel coolere Mäntel etc als in Deutschland. Ich wuerd gern noch mehr kaufen aber ich hab keine Ahnung wie ich das nach Deutschland kriegen soll also lass' ich das. Ich hab mir einen mintgruenen Parka gekauft weil ich a) Parkas liebe und b) in Deutschland oder sonst irgendwo noch nie eine Winterjacke in mintgruen gesehen habe. Sie ist sehr dick, innen komplett mit fluffig weißem Innenleben ausgestattet und hat eine gigantische weiße (falsche) Fellkapuze :)

Da ich im Winter meist schwarz oder andere dunkle Farben trage, wirkt das nicht mehr so deprimierend. Ein Farbklecks im Winter kann nun wirklich nicht schaden, oder? :) Meine Haare sind schon wieder fast schulterlang und ich ueberlege ob ich sie lang wachsen oder kurz abschneiden soll... ich kann mich einfach nicht entscheiden. Ueber mein Wochenende mache ich morgen oder so noch einen eigenen Post, wobei die meisten von euch schon wissen, wo ich war.

Liebste Grüße!

Sam

Donnerstag, 13. November 2014

Sich Mal Etwas Wagen: Aushilfe als Internationaler Supporter beim Sayul Korea Night Konzert

Hallo ihr Lieben!

Es ist November! Die erste Novemberwoche ist schon fast rum [ich habe den Post letzte Woche angefangen zu schreiben....] und ich hab langsam dann auch genug und moechte zurueck nach Hause. Hier ist es zwar schoen und ich habe eine gute Zeit, aber da ich nun seit einem Jahr und einem Monat unterwegs bin hab ich langsam wirklich genug und mag nach Hause. Zum Glueck besuche ich in 6 Wochen Pachi in Japan, da faellt mir das Warten dann fast gar nicht so schwer denn ich habe ja jetzt endlich jemanden in meiner Zeitzone! (Auch wenn Pachi momentan wegen des Jetlags um 19 Uhr ins Bett geht...)

Wie einige von euch wissen, habe ich vor zwei Wochen als Internationaler Supporter und Stage Staff bei einem koreanischen Konzert ausgeholfen. Ich habe online gesehen, dass sie nach Hilfe suchen, die Englisch sprechen und habe mich kurzerhand beworben da ich Lust darauf hatte. Habe sowas zwar noch nie gemacht, aber egal! Das ganze wurde von Sayul veranstaltet, einer NGO die zum Ministerium für Kultur, Sport und Tourismus in Korea gehoert.  Wir hatten ein paar Meetings vor dem Konzert um alles zu besprechen, einen Plan aufzustellen etc. 

 Die Gruppe bei einem der Vorbesprechungsmeetings. Neben mir direkt sitzt Arim, die eine gute Freundin von mir werden sollte :)



Wir wurden in verschiedene Gruppen eingeteilt und ich war Teil des Bühnenteams. Am Tag des Konzerts musste ich deshalb von frueh bis spaet arbeiten, da zuerst natuerlich der Soundcheck + Generalprobe stattfand, der eigentliche Plan festgelegt wurde und dann ab 18:30 das Konzert losging. Das Konzert war umsonst und an auslaendische Studenten gerichtet, um ihnen die koreanische Kultur naeher zu bringen.

Es war spannend mal hinter den Kulissen zu arbeiten und ich war ehrlich gesagt erstaunt, wieviel Vorbereitung selbst so ein kleines non-profit Konzert benoetigt! Ich hatte alle Haende voll zu tun und dank der Generalprobe kam ich auch in den Genuss aller Darstellungen - beim eigentlichen Konzert war ich ja Backstage und habe auf meine Einsaetze gewartet, die daraus bestanden, im Dunkeln das jeweilige Buehnenbild auf- bzw. wieder abzubauen. Alles war genau auf die Sekunde getaktet.

Beim Vorbereiten früh morgens... Plakate in der Gegend verkleben. Wir haben alle eine schwarze Strickjacke geschenkt bekommen, auf der hinten die Organisation Sayul, die das Konzert organisiert hat, steht.

Der Ablauf des Konzerts hat sich im Laufe des Tages staendig veraendert und da ich ja das Buehnenbild auf- bzw. wieder abbauen musste, musste ich mir genau merken wer wann dran war damit ich weiß wieviele Mikrophone, Stuehle etc. benoetigt werden.


Das Konzert war ja an auslaendische Studenten gerichtet und als kleines Geschenk gab es fuer jeden Gast ein koreanisches Kinderbuch! Das fand ich persoenlich eine richtig schoene Idee. Ratet, wer diese ganzen Buecher schrubben durften (sie wurden gebraucht gekauft und sahen dementsprechend aus.) Dafuer dass ich hunderte Buecher geschrubbt habe, habe ich mir dann auch drei mitgenommen :D



Generalprobe, wer sieht mich? Na? Naa? (Tip: Oben rechts) Ganz am Ende des Konzertes sollten alle Helferlein auf die Buehne kommen und gemeinsam ein koreanishces Lied singen als Abschluss des Abends. Nachdem rauskam, welch große Begabungen ich musikalischer Natur besitze, wurde ich von der ersten in die hinterste Reihe verfrachtet... (ich fuehle mich verkannt.)

DAS KONZERT

 Direktor Nam begrüßt die Gaeste 

 Taekwondo-Performance

 Koreanische Trommelperformance (der Kleine war so süß!)


 Samulnori, traditionelle koreanische Trommel und Percussion Performance

 K-pop Tanzperformance

Traditioneller koreanischer Faechertanz

Arirang - traditionelle koreanische Musikperformance

Die Saengerin traegt einen Hanbok, ein traditionelles Gewand, das heutzutage noch bei Hochzeiten, Zeremonien und natuerlich besonderen Performances getragen wird. Es gibt verschiedene Hanboks je nach Anlass oder Jahreszeit - immer jedoch sind sie sehr bunt gefaerbt. Beim Soundcheck habe ich ein paar Videos gedreht wenn ich gerade nichts zu tun hatte, deshalb hier also das Video zu einem Teil der Arirang Performance (die ganze Performance ging ca. 10 Minuten lang) damit ihr euch das besser vorstellen koennt: (Der Ton war in echt natuerlich besser, das hat mein Handy nicht 100%ig hinbekommen aber ihr bekommt das Gefuehl denke ich ;) )



...Ende des Konzerts bei der alle Helferlein zusammen auf die Buehne kommen - ich bin ganz links, jedoch nicht mehr auf dem Foto mit drauf.

Das gesamte Team hinter der Buehne + Moderatoren in traditioneller Kleidung :)

Zum Schluss gibt es ein "Making Of" Video, dass uns Helferlein bei unseren Arbeiten zeigt, bevor das Konzert so richtig losgeht. Wer genau hinsieht kann mich auch 2-3x erspaehen :) Alles in allem war es eine super Erfahrung und ich bin sehr froh, dass ich  mich dafuer freiwillig gemeldet habe! Sowohl das Konzert als auch die Arbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich habe eine Menge neue Dinge ueber koreanische Musik und Kultur gelernt :) Ich hoffe euch hat es auch Freude bereitet!


Beitrag von SAYUL.

Mittwoch, 12. November 2014

Abitur in Südkorea [Suneung] oder auch: Die Vorhölle zur Uni.

Hallo ihr Lieben!

Bevor ich endlich von dem Konzert erzaehle, bei dem ich mitgeholfen habe, heute mal ein etwas anderer Post, denn morgen ist der wichtigste Tag in dem Leben aller Schueler der Oberstufe in Korea, naemlich das nationale Abitur. Abitur, bzw. Bildung in Korea laeuft alles ein klein wenig anders als bei uns. Anfangen tut es mit einem extremen Leistungsdruck sobald man auf die Schule kommt. Viele Eltern haben von vornherein bestimmte Vorstellungen fuer die Karrieren ihrer Kinder und sind dementsprechend streng. Im Gegensatz zu Deutschland besuchen fast alle Koreaner die Oberstufe und machen das Abitur (ca. 95%) - und so gut wie alle davon gehen danach auf eine Uni, naemlich auch circa 95%. Waehrend in Deutschland das Fach und die Leistungen entscheidend sind, ist in Korea der Name der Uni wesentlich wichtiger. Ziel ist es, auf eine der Top 3 Unis des Landes zu kommen: Seoul National University, Yonsei University und meine Uni, die Korea University. Wer es auf eine dieser drei Unis schafft, muss sich danach nicht mehr so extreme Sorgen um die berufliche Zukunft machen.

Aber zurueck zur Schulbildung: Ab Eintritt in die Oberstufe wird primaer fuer das Suneung, das nationale Abitur, gepaukt. Pauken bedeutet: Von 7 Uhr morgens bis 16 Uhr im Unterricht sitzen und danach bis durchschnittlich 2 Uhr nachts lernen (auch Samstags) bis es wieder um 7 in die Schule geht. Fast jede Schule hat sogenannte Leseraeume, die 24h genutzt werden koennen; diese werden teilweise von den Eltern gemietet, sodass man dort ungestoert lernen kann (eigentlich keine schlechte Sache an sich.) Zudem gibt es Nachhilfeschulen und kleine Hostels, in die manche Schueler sich fuer ein paar Monate einmieten, um ungestoert lernen zu koennen. Ich habe mich vorhin mit einer Bekannten unterhalten und sie meinte, dass sie circa 3 Jahre lang von 7 Uhr morgens bis um Mitternacht jeden Tag gelernt hat. Den einen Monat, den ich fuers Abi gelernt habe, ist lachhaft und unvorstellbar in den Augen meiner koreanischen Mitmenschen hier.

Wenn man diese Hoelle des Lernens dann geschafft hat, dann kommt irgendwann der große Tag: Suneung. Im Gegensatz zu Deutschland wird das nationale Abi in ganz Korea gleichzeitig an einem einzigen Tag geschrieben, circa 10 Stunden lang (mit Pause, ausnahmsweise.) An diesem Tag, der dieses Jahr auf den 13.11. faellt, gehen die meisten Menschen spaeter zur Arbeit, damit die Schueler alle rechtzeitig in die Schule kommen. Wenn man spaet dran ist, dann faehrt einem umsonst ein Taxi am Bahnhof oder sogar die Polizei, wenn greifbar, mit Blaulicht in die Schule. 

An der Schule angekommen warten dann die Schueler der unteren Stufen und feuern die Prueflinge mit Plakaten etc. an. Im Gegensatz zu Deutschland ist das Abi hier groeßtenteils Multiple Choice zum Ankreuzen, weshalb man es auch in einem einzigen Tag durchfuehren kann. Waehrend hingegen bei uns Aufgaben seitenlang mit Argumentationen bearbeitet werden muessen, fragt das Abi hier eher Wissen ab als kritisches Denken. Nach Koreanisch und Mathe gibts eine kurze Pause, dann geht es weiter mit der Englischpruefung. 

Bei der Englischpruefung gibt es einen Hoerteil, der circa 20 Minuten andauert. In dieser Zeit darf kein Flugzeug landen oder starten, damit die Geraeusche die Schueler nicht stoeren oder ablenken. Stellt euch das mal vor!! Da wird dann der ganze Flugbetrieb lahmgelegt in der Zeit. Das Abi ist wirklich wichtig hier.

Die Sache ist allerdings: Nicht jeder kann extrem gut abschneiden. Je nachdem, wie die Ergebnisse der anderen Studenten sind, wird man eingestuft: lediglich 4% aller Schueler koennen die beste Note erhalten, 7% die zweitbeste, und so weiter. Wie das genau funktionieren soll, weiß ich nicht. Auf meine Frage, was denn passiert wenn theoretisch alle Schueler 100% haetten, wurde mir nicht geantwortet. Also selbst wenn man richtig gut war, kann es sein, dass man schlechter eingestuft wird, da der Rest einfach besser war. Oder so. So ganz verstehen tue ich das nicht.

Waehrend die armen Schueler also in der Schule sitzen und den groeßten Streß ihres Lebens ausstehen, gehen die Eltern in den Tempel und beten und Spenden Geld fuer ein moeglichst gutes Pruefungsergebnis. In Suedkorea haengt alles von dieser einen Pruefung ab: Sie entscheidet, auf welche Uni man geht und die Uni entscheidet von vornherein, wie weit man es beruflich spaeter bringen kann oder eben auch nicht. Man kann die Pruefung jedoch theoretisch jedes Jahr wiederholen, um auf eine bessere Uni zu kommen. Die Zeit dafuer haben jedoch die wenigsten: Aehnlich wie in Korea ist das Alter "vorgegeben". Zwar kann man theoretisch auch mit Mitte 20 anfangen zu studieren, dies wird jedoch in Korea nicht gut betrachtet. Aus diesem Grund geht es deshalb auch von der Schule in die Uni - nicht so wie bei uns, wo inzwischen gefuehlt jeder erstmal ein Jahr Pause sich nimmt.

Interessant sind auch, wie die Pruefungsaufgaben zustande kommen: Lehrer, die die Aufgaben konzipieren, fahren fuer einige Wochen zu einem bestimmten Ort, wo dann abgeschottet von der Außenwelt (kein Handykontakt, nichts.) die Aufgaben konzipiert werden. Das Essen dort soll dafuer sehr gut sein. Finde ich persoenlich ein wenig uebertrieben, aber gut...

Nach der Pruefung gibt es dann in ganz Korea ueberall Sonderangebote fuer die Schueler verguenstigt ins Kino etc. zu kommen - morgen Abend sollte man also besser zuhause bleiben. Sich betrinken werden die meisten wohl nicht, da mit 18 Alkohol trinken noch  nicht erlaubt ist. Abends werden dann im Radio die richtigen Antworten der Pruefungen vorgelesen.

Alles in allem nimmt man das Abitur hier wahnsinnig ernst. Ich persoenlich finde es nicht so sinnvoll, wenn das ganze Leben von einer einzigen Leistung mit circa 18 Jahren abhaengt, zumal das meiste nur stupides Auswendiglernen ist. Dadurch, dass die Schueler so extremen Streß ausgesetzt sind, machen sie, sobald sie an eine gute Uni gekommen sind, erstmal gar nichts mehr. An den meisten Unis werden sowieso gute Noten vergeben (man muss ja zeigen, dass von einer guten Uni nur gute Studenten kommen!) solange man regelmaeßig zum Unterricht kommt. Viele Koreaner schlafen in der Uni, sitzen nur ihre Zeit ab oder betrinken sich sehr haeufig. Nach dem ganzen Streß vor der Uni kann man das auch irgendwo nachvollziehen.

Ich werde morgen also gemuetlich zuhause bleiben und in Gedanken den 700,000 Schuelern, die morgen antreten muessen, viel Erfolg wuenschen.
Liebe Grueße nach Hause!

Sam